Historischer Triebwagen 125 und Beiwagen 233
Der Typ Gotha war in der DDR weitverbreitet. Die Bezeichnung wurde abgeleitet vom Hersteller, dem VEB Waggonbau Gotha. Ab 1957 wurden in Gotha die ersten neuen Fahrzeuge der Typen ET57 und EB57 gefertig, nach dem die aus Werdau übernommene Produktion der Lowa ET50 / EB50 (in Gotha als ET54 / EB54 weitergebaut) eingestellt wurde. Zwickau erhielt sowohl Fahrzeuge der Typen ET57 / EB57 als auch der Nachfolgemodelle T59 / B59 sowie T2-62 / B2-62. Laut RGW-Beschluss musste die Produktion von Straßenbahnen in der DDR eingestellt werden. Hauptlieferant waren nun die CKD Tatra-Werke Prag in der Tschechoslowakei. Da jedoch nicht alle DDR-Betriebe Tatra-Wagen einsetzen konnten, wurden die Gotha-Wagen in Prag als Typ T2D / B2D einige Jahre weiterproduziert. Auch diese Fahrzeuge gelangten nach Zwickau.
In Zwickau fuhren die Gotha-Wagen bis zur offiziellen Außerdienststellung am 28. Oktober 1995, an dem der Einsatz der Fahrzeuge mit zwei 3-Wagen-Zügen ihren Abschluss fand. Anschließend wurden die Fahrzeuge verkauft, da es noch Interessenten dafür gab. So fahren sie noch heute bei der Kirnitzschtalbahn in Bad Schandau, in Jewpatoria auf der Halbinsel Krim (Ukraine) und in Arad in Rumänien. Zwei Triebwagen waren in Schöneiche bei Berlin, leider wurden sie inzwischen verschrottet. Nur der Verbleib der nach Prora auf Rügen ins dortige Technikmuseum gelieferten Fahrzeuge konnte nicht mehr geklärt werden.
TW 92 und BW 133 kurz vor dem erreichen der Haltestelle Erich-Mühsam-Straße |
Dreiwagenzug am letzten Einsatztag im Liniendinst am Georgenplatz |
Der Triebwagen 125 wurde 1960 im damaligen VEB Waggonbau Gotha als T59 gebaut. In Zwickau, als Nummer 957, ex 907, ex 125, ex 92 im Einsatz, wurde er nach der Außerdienststellung der Gotha-Wagen in der Werkstatt der Städtischen Verkehrsbetriebe Zwickau GmbH rekonstruiert. Der Beiwagen 233, Typ B59, ebenfalls 1960 in Gotha gebaut, fuhr als Nummer 980, ex 233, ex 133 in Zwickau. Auch er erhielt in der Werkstatt der SVZ eine Rekonstruktion. Beide Fahrzeuge sind als historischer Straßenbahnzug seit Juni 1997 für Sonderfahrten im Einsatz. Der Zug verkehrt mit den Nummern seiner Indienststellung, der Farbgebung der 1960er Jahre, jedoch im Betriebszustand der 1970er Jahre.
Im Jahr 2020 stand für den Trieb- und Beiwagen die Hauptuntersuchung an. Nach den vielen Einsatzjahren seit 1997 musste auch der Lack erneuert werden. Somit stand die Frage im Raum: wieder Elfenbein mit rotem Zierstreifen oder "anders"? Die Entscheidung fiel auf die mehrere Jahrzehnte stadtbildprägende Lackierung "Rot / Elfenbein". Damit wurde die Lackierung dem baulichen Zustand angepasst und dementsprechend authentisch auch die Fahrzeugnummern und alle Beschriftungen.
Der Triebwagen Nr. 92, Baujahr 1960, erhielt bereits im Jahr 1962 die Nummer 125. Das heutige Äußere repräsentiert den Zustand als Triebwagen Nr. 125 nach der Generalreparatur im Jahr 1974, bis das Fahrzeug im Jahr 1987 die Nummer 907 erhielt. Der Beiwagen zeigt sich im äußeren Zustand nach der Generalreparatur im Jahr 1973.
Im Zuge der Hauptuntersuchung erhielten beide Wagen neue Ziel- und Linienfilme sowie aufgearbeitete Sitzpolster und -bezüge.
Einige Fotos stellte Eric Bretfeld (EB) von der Präsentation am 3. Mai 2021 zur Verfügung:
Präsentation des historischen Gothazuges 125 / 233 am 3. Mai 2021 im Betriebshof Schlachthofstraße. (EB)
Präsentation des historischen Gothazuges 125 / 233 am 3. Mai 2021 im Betriebshof Schlachthofstraße. (EB)
Präsentation des historischen Gothazuges 125 / 233 am 3. Mai 2021 im Betriebshof Schlachthofstraße. (EB)